Spoiler- bzw. Triggerwarnung: Wenn du mal im Rahmen des Projektes Promemoria nach Auschwitz fahren willst, würden wir dir raten diesen Beitrag bzw. diese Beiträge nicht zu lesen, denn wir wollen dir nichts vorwegnehmen und wollen, dass du das Projekt voller Überraschungen erleben kannst.
Freitag, 7. Februar 2020
Tagesordnung:
Busabfahrt von den Treffpunkten nach Auschwitz: 6:15 Gruppen ABCD
Führung Lager Auschwitz
Mittagessen Lunchpaket von Deina
Führung Lager Birkenau
16:30 - Busabfahrt nach Krakau
Noch leicht geschockt von der Kälte des Vortages, packen wir uns heute besonders warm ein. Es ist noch früh, sehr früh, aber Trödeln ist nicht, da wir wissen, welch großer Tag heute ansteht. Wir fahren zu einem ausgemachten Treffpunkt, wo wir nach deutsch. bzw. italienischsprachige Führung eingeteilt werden und in einem weiteren Bus steigen, der uns zum Lager Auschwitz bringen soll, wo unsere Führung am berühmten Tor “Arbeit macht frei” beginnt. Das Wetter ist irgendwie unheimlich düster und nebelig und stimmt mit der bedrückten Atmosphäre, die einem sofort überkommt, überein. Mehr zu den Gefühlen können wir aber nicht wirklich sagen, denn das muss man selber erleben um die Gefühle, die wir euch erklären würden, zu verstehen. Wir geben nur einen kurzen Einblick durch Zitate/Reflektionen aus unseren Tagebüchern:
“Es klingt irgendwie komisch, aber ich dachte ich würde Trauer und Wut spüren und ich dachte ich würde weinen. Und ja ich war auch wütend und traurig, aber großteils habe ich nichts gefühlt: meine Seele hat sich schwer und leer zugleich angefühlt.”
“Auschwitz ist ein grausames Wort. Es klingt für mich so, als ob man jemanden ausschwitzen wollen würde (durch Gaskammern?) , ausschalten. “
Nach einer kurzen Mittagspause geht es weiter in das Lager Birkenau. Dieses Lager steht im totalen Kontrast zu Auschwitz (auch wenn man heutzutage die Beiden vielleicht verwechselt oder als dieselben betrachtet). Es ist so anders, weil es eher so “raw” geblieben ist , während Auschwitz eher wie zu einem Museum gemacht wurde (was auf gar keinen Fall negativ ist, denn alles ist wirklich sehr beeindruckend durchdacht). Außerdem ist Auschwitz ein Konzentrationslager und Birkenau vielmehr ein Vernichtungslager.
Noch drei kleine Gedanken aus unseren Tagebüchern zu diesem Lager:
“Nach einem langen Tag, wo man nur gestanden und gegangen ist, der eben auch physisch anstrengend war, hat man Fußschmerzen, doch man wagt es gar nicht solche Gefühle aufkommen zu lassen, denn dann denkt man immer gleich: “ich darf mich nicht beschweren, denn viele Menschen haben hier viel Schlimmeres durchgemacht.”
“Wir haben einen wunderschönen Sonnenuntergang im Lager Birkenau beobachten können. Für mich war das der emotionalste Moment, denn man sieht die Schönheit der Natur an einem so grausamen Ort...es ist der schönste und zugleich hässlichste Sonnenuntergang meines Lebens.”
“Von mir aus gesehen kann man Birkenau mir einem Schlachthof vergleichen, einer Viehverarbeitung: man steckt die Menschen wie Tiere in einem Wagon, mit einem riesigen Stressgefühl und ohne dass sie wissen, was abgeht: es wartet eine lange Fahrt auf ihnen; wenn sie dann ankommen, gewaltsam getrennt von ihrer Familie, müssen sie auch noch arbeiten. Juden damals, die zu Arbeit gezwungen worden sind wie Tiere in der Massentierhaltung, die ausgenutzt werden. Und dann, sie wissen nicht genau wann, werden sie schließlich umgebracht, geschlachtet." - Keine Ahnung wie ethisch korrekt diese Aussage ist, aber das ist nunmal das, was ich gefühlt habe, als ich durch diese Ruinen gegangen bin [...]”
Der Weg vom hintersten Punkt des Lagers zurück zu dem Punkt, wo unser Bus steht ist besonders: man traut sich nicht viel zu kommentieren, will gar nichts sagen, will vielleicht auch einfach nur raus.
Im Bus angekommen kehrt langsam wieder eine normale Lautstärke von Stimmenwirrwarr ein. Wir bekommen Unterlagen zum Reflektieren, ich weiß nicht genau, wie ich das gerade Gesehene irgendwie zu Stift bringen soll. Vielleicht entscheiden wir beide uns gerade deswegen für eine positive Ablenkung und fangen an, ein Geburtstagsgedicht für unsere Freundin zu dichten.
Abendessen wird wahrscheinlich bewusst wieder zusammen veranstaltet. Unsere Gruppe entscheidet sich für ein modernes Restaurant, anschließend ist Freizeit angesagt und wir suchen einen Pub auf. Veronika drückt uns ein Guinness in die Hand und wir sprechen und haben Spaß (klingt vielleicht komisch, aber man versucht abzuschalten). Wir dürfen unsere Freiheit genießen. Danach geht es in einen Karaoke-Pub wo wir zusammen singen und tanzen, also somit uns nochmal alles aus der Seele schreien haha.
Fortsetzung folgt
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